Die Rolle von Hormonen im Haarwachstumszyklus
Das Haarwachstum wird maßgeblich durch hormonelle Prozesse gesteuert. Insbesondere Androgene wie Testosteron und sein Abbauprodukt Dihydrotestosteron (DHT) spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Haarfollikel. Während einige Hormone das Haarwachstum stimulieren, können andere dazu führen, dass sich die Wachstumsphase verkürzt und die Haarfollikel schrumpfen.
Ein hormonelles Ungleichgewicht kann zu verschiedenen Haarproblemen führen – von vermehrtem Wachstum in unerwünschten Bereichen bis hin zu fortschreitendem Haarausfall. Besonders Frauen sind in bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft, Wechseljahren oder bei hormonellen Störungen von hormonbedingtem Haarausfall betroffen.
Testosteron und DHT – Der Einfluss männlicher Hormone auf das Haar
Testosteron ist das bekannteste männliche Sexualhormon, das aber auch im weiblichen Körper vorkommt. Es wird in den Haarfollikeln durch das Enzym 5-Alpha-Reduktase in Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt. DHT hat eine direkte Wirkung auf die Haarfollikel und kann je nach genetischer Veranlagung entweder Haarwachstum stimulieren oder Haarausfall begünstigen.
DHT und androgenetische Alopezie
Bei Menschen mit einer genetischen Veranlagung zur androgenetischen Alopezie (hormonell bedingtem Haarausfall) wirkt DHT schädlich auf die Haarfollikel der Kopfhaut. Es bindet an die Androgenrezeptoren der Haarfollikel und führt zu:
- Verkürzung der Anagenphase (Wachstumsphase)
- Verkleinerung der Haarfollikel (Miniaturisierung)
- Schwächung der Haarstruktur
Dadurch werden die Haare mit jeder Wachstumsphase dünner und feiner, bis sie schließlich nicht mehr nachwachsen. Besonders betroffen sind die Schläfen- und Scheitelregion, da diese Bereiche eine höhere Empfindlichkeit gegenüber DHT aufweisen.
Hormonelle Haarausfall-Therapien bei DHT-bedingtem Haarverlust
Die Behandlung von androgenetischem Haarausfall setzt meist an der Reduktion von DHT an. Hierzu gehören:
- 5-Alpha-Reduktase-Hemmer wie Finasterid oder Dutasterid, die die Umwandlung von Testosteron in DHT blockieren
- Minoxidil, das die Durchblutung der Kopfhaut verbessert und die Wachstumsphase der Haare verlängert
- Antiandrogene Therapien für Frauen, wie Spironolacton oder Oral-Kontrazeptiva mit antiandrogenen Gestagenen
Östrogen – Schutzfaktor für das Haarwachstum
Östrogene haben im Gegensatz zu DHT eine schutzgebende Wirkung auf das Haar. Sie verlängern die Anagenphase, wirken entzündungshemmend und verbessern die Durchblutung der Kopfhaut. Aus diesem Grund haben Frauen in der Schwangerschaft oft besonders volles Haar, da der Östrogenspiegel in dieser Zeit erhöht ist.
Nach der Geburt oder in den Wechseljahren kann ein Absinken des Östrogenspiegels jedoch zu vermehrtem Haarausfall führen. Dieser Effekt wird als diffuser telogener Effluvium bezeichnet und ist oft vorübergehend.
Östrogenmangel und Haarausfall bei Frauen
Ein sinkender Östrogenspiegel führt dazu, dass die wachstumsfördernde Wirkung auf die Haarfollikel nachlässt. Besonders während der Wechseljahre kann dies zu dünner werdendem Haar und einem insgesamt schwächeren Haarwachstum führen.
Behandlungsmöglichkeiten für hormonell bedingten Haarausfall bei Frauen umfassen:
- Hormontherapie (nach ärztlicher Rücksprache) zur Stabilisierung des Östrogenspiegels
- Topische Anwendungen mit Phytoöstrogenen wie Isoflavone aus Soja oder Rotklee
- Nahrungsergänzungsmittel mit Biotin, Eisen und Omega-3-Fettsäuren zur Unterstützung der Haarfollikel
Hormonelle Ungleichgewichte als Ursache für Haarausfall
Neben Testosteron, DHT und Östrogen gibt es weitere Hormone, die das Haarwachstum beeinflussen können.
Schilddrüsenhormone
Eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse kann das Haarwachstum massiv beeinflussen. Ein Mangel an Schilddrüsenhormonen (Hypothyreose) führt häufig zu diffusem Haarausfall, während eine Überfunktion (Hyperthyreose) das Haar spröde und brüchig machen kann.
Cortisol und Stress
Dauerhafter Stress kann den Cortisolspiegel im Körper erhöhen. Ein hoher Cortisolspiegel beeinträchtigt die Haarfollikel und kann zu Haarausfall führen. Stressbedingter Haarausfall ist meist vorübergehend, kann aber durch eine langfristige Stressbewältigung reduziert werden.
Hormonelle Balance als Schlüssel für gesundes Haar
Das Haarwachstum ist eng mit dem hormonellen Gleichgewicht verbunden. Während Östrogene das Haarwachstum fördern, kann ein Überschuss an DHT zu Haarverlust führen. Besonders bei hormonellen Umstellungen, wie in der Schwangerschaft oder den Wechseljahren, können Veränderungen im Haarwachstum auftreten.
Für die Behandlung hormonell bedingten Haarausfalls gibt es verschiedene Ansätze, die individuell an die jeweiligen Ursachen angepasst werden sollten. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie können helfen, das Haarwachstum zu stabilisieren und Haarausfall zu reduzieren. Wer unter anhaltendem oder starkem Haarausfall leidet, sollte eine dermatologische Untersuchung in Betracht ziehen, um eine genaue Diagnose und geeignete Behandlungsmöglichkeiten zu erhalten.